Ostfriesland – ein schönes Land mit vielen Windkraftanlagen
Die Ostfriesen sind ein stolzes Volk und haben sich in der Vergangenheit gegen die
stürmische Nordsee und andere Eindringlinge erfolgreich wehren können – doch den Kampf gegen die unzähligen Windkraftanlagen, die diese schöne einzigartige Landschaft verschandeln, haben sie
verloren. Oder haben sie gar nicht gekämpft, weil ihnen große Rendite versprochen wurde?
Fast immer drehen sich die Windkraftanlagen – doch ausgerechnet am
Pfingstmontag, wo die zahlreichen Hobbymüller ihre alten Windmühlen
anlässlich des Niedersächsischen Mühlentages vorführen wollten, war Windstille und weder die Flügel der Windkraftanlagen noch die Flügel der
Windmühlen drehten sich. Es gab keine Energie aus dem Norden und auch kein Mehl für die Touristen.
Aber, Ostfriesland hat mehr zu bieten als Windkraftanlagen und Windmühlen!
Höchster Leuchtturm Deutschlands
Wir wohnten in einer Ferienwohnung unterhalb des mit 65 m höchsten Leuchtturm Deutschlands, hinter einem
riesigen Deich und an der Zufahrt zum Dollart. Auf der anderen Seite des Fahrwassers konnte man den
niederländischen Chemiehafen Defzil erkennen, Luftlinie wohl 10 km.
Der Leuchtturm wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, eine Stahlkonstruktion a la Eiffel. Heute nicht mehr
in Betrieb, weil die Seeschiffe dank GPS die Häfen sicherer finden. Aber, an Sonn- und Feiertagen kann man den Leuchtturm besteigen und das lohnt sich!
Frühstücksbrötchen gab es im „kleinen Laden“ im Warftendorf Campen. Eine Warft ist praktisch ein Hügel,
oftmals auch künstlich aufgeschüttet, der die Bewohner vor Sturmfluten schützte, denn Deiche gab es früher noch nicht.
Mit dem Fahrrad waren jeweils 3 km zum Brötchen holen zu fahren – etwas Frühsport. Vorbei ging es übrigens
an einer Biogasanlage, auf deren (warmen) Haufen der Biomasse ein Entenpaar ihre Eier ausbrütete. Dahinter
eine große Scheune mit Photovoltaikelementen und ein hauseigenes Windrad. Alles Energie, die den
Landwirten mehr Geld einbringt als ein Acker mit Getreide oder Kartoffeln für die Nahrungsmittelkette zu bestellen.
Wunderschön abends ein Spaziergang auf der Deichkrone und den Sonnenuntergang zu erleben. Übrigens
zwischen Deich und dem Watt waren große Vogelschutzgebiete, es war Brutzeit und die Vögel brauchten ihre Ruhe. Ab und zu flog ein Vogel an der untergehenden Sonne vorbei – alles schön anzusehen.
Der nächste nördlich liegende Leuchtturm ist der an dem Ort Pilsum. Die rot-gelben Ringe sind ekannt, denn dieser Leuchtturm diente schon bei „Otto-Filmen“ als Kulisse.
Städte und Dörfer
Emden ist die größte Stadt in Ostfriesland. Schöne historische Schiffe im Stadthafen (Feuerschiff, alter Segler)
und eine Hafenrundfahrt lohnt sich. Kriegsschiffe, eine Werft, auf der „Füße“ für Windkraftanlagen gebaut werden und vor allem Autotransporter sind zu sehen.
In Norden statteten wir dem Teemuseum einen Besuch ab. Hervorragend die Führung durch den Kurator. Er vermittelte uns
viel historisches Wissen über die Geschichte des Tees, konnte Tee kochen und verkaufte uns auch noch einen silbernen Teelöffel.
Das zwischen Norden und der Küste liegende Norddeich ist schon ein Badeort mit Fährhafen für Norderney und Juist. Die Maischollen in einem Restaurant am Hafen schmeckten
hervorragend, in einer Seehundstation werden kleine von der Mutter verlassene Seehunde (sog. Heuler) aufgenommen und bis zur Aussetzung ins Meer großgezogen.
In Pewsum gab’s in einer Wasserburg eine Führung mit einer Sonderausstellung der Ärztin (erste Frau als
Gynäkologin). Die Eintrittskarte war auch gültig für eine „Holländer-Windmühle“. Schön die Aussicht vom
„Balkon“ und interessant die Kraftübertragung vom Windrad auf die Mühlsteine, Hebevorrichtungen und auch auf die Verstelleinrichtung zum Wind.
Höhepunkt war das Fischerdorf Greetsiel. Wohl an die 20 Krabbenkutter lagen mit ausgebreiteten Netzen im
historischen Hafen. Zwei noch funktionstüchtige Windmühlen prägen das Ortsbild. Der Fisch in einem
Restaurant im alten Ortskern war lecker. Unser Auto mussten wir vor dem historischen Ortskern abstellen.
In Aurich hatten wir ein Gespräch in der Gefahrgutakademie Heinrich Kehrbach. Hier hatte ich früher auch
Vorträge gehalten. Herzlicher Empfang durch das Ehepaar Kehrbach.
Ein Cappuccino in der historischen Innenstadt und in einem Buchgeschäft kauften wir schon ein
Geburtstagsgeschenk für Cora.
Berühmt ist Jever durch das herbe Pils. Die moderne Brauerei befindet sich inmitten der Stadt nahe dem
historischen Schloss. Im Schlossgarten gab es einen leckeren Apfelkuchen mit einem Cappuccino. Störend
die vielen Krähen – aber die stehen unter Naturschutz. Auf dem Flohmarkt gab’s 2 Rennbücher und einen Sektkübel als Vase.
In Wilhelmshaven wurde die über 100 Jahre alte und ehemals Europas größte Drehbrücke repariert. Im
Hafen lag ein historisches Feuerschiff. Viel Wind am Südstrand. Das Aquarium wollen wir beim nächsten Mal besuchen.
Auf der Hin- und Rückfahrt machten wir Station in Leer. Lecker der auf ostfriesische Art zubereitete Tee mit
Kandis und Sahne. Wir hatten einen Blick auf das Rathaus und den alten Hafen mit vielen historischen Schiffen.
In einem Antiquariat gab es Motorsportbücher und in einer Buchhandlung ein Einrichtungsbuch für Geschi. Eine Bronzefigur reichte eine Tasse Tee, direkt am Teemuseum. Motiv für ein Bild. Der Ausflug ins
niederländische Defzil war nicht so berauschend – eine Industriestadt mit viel multi kulti und einer hässlichen Fußgängerzone.
Auf der Rückfahrt auch noch ein Abstecher in die Innenstadt von Oldenburg. Wir waren überrascht von den schönen Länden in größtenteils historischen Gebäuden.
Resümee
War eine schöne Woche mit vielen neuen Eindrücken von einer wunderschönen Landschaft. Auch das Wetter spielte mit – kein Regen. Was will man mehr?
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