Wintertagung des Atomforums
- Wolfgang Clement redet Klartext -
Absolutes „highlight“ bei der Wintertagung des Atomforums Anfang Februar 2008 in Berlin war das
Auftreten von Wolfgang Clement, Ex-Wirtschaftsminister und (noch) Mitglied der SPD. Allein 7 Fernsehteams waren dabei, als Clement kurz vor der Mittagspause referierte. Namhafte Wissenschaftler, hohe
Manager aus der Energiewirtschaft sowie der Vorsitzende der Jungen Union referierten. Tendenz: Ohne „Atomstrom“ gehen bald die Lichter aus und der Wirtschaftsstandort Deutschland ist gefährdet.
Wolfgang Clement
Wolfgang Clement hatte sich, obwohl Mitglied der SPD, wiederholt kritisch zum von der SPD 1986
(!) beschlossenen Atomausstieg geäußert – nicht erst vor den hessischen Wahlen im Januar 2008, wo er der SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti unterstellte, „blauäugig“ zu sein, weil sie
außer dem Atomausstieg auch noch den Ausstieg aus der Energieerzeugung aus Kohle forderte (wozu brauchen wir eine Energieerzeugung – der Strom kommt ja aus der Steckdose).
Clement erinnerte an den Atomausstiegsbeschluss beim Nürnberger SPD-Parteitag 1986: „Ich
begleitete damals Johannes Rau, seinerzeit Kanzlerkandidat der SPD, der sich – und ich auch – erst nach intensiven Diskussionen dazu durchrang, dem Ausstiegsbeschluss zuzustimmen, und
dies vor allem anderen im Blick auf die Risiken des Missbrauchs der Kernenergienutzung für militärische und terroristische Zwecke. Wir wissen heute, dass diese Sorge vollauf berechtigt war –
siehe Nordkorea, Iran, Pakistan -, aber dass es in Anbetracht der weltweiten Ausbreitung der Kernenergienutzung inzwischen naiv geworden ist zu glauben, an diesem Missbrauchsrisiko werde ein Ausstieg
Deutschlands auch nur ein Jota ändern. Im Gegenteil, wir verspielen allenfalls Einflussmöglichkeiten.“.
Ein paar Aussagen von Wolfgang Clement:
- - Unsere Kernkraftwerke haben den höchsten Sicherheitsstandard der Welt
- - Deutschland könnte als erstes Land der Welt die Endlagerung regeln
- - Kein Land der Welt hat den Ausstieg vollzogen
- - Der SPD-Ausstiegsbeschluss von 1986 war eine offenkundige Fehleinschätzung
- - Derzeit besteht eine „Planungssicherheit“ nur bis 2012
- - Es gibt keine andere Wahl, als den Atomausstieg rückgängig zu machen
- Abends sah ich mir in der ARD den Beitrag von der Tagung an. Was da gezeigt und berichtet
wurde, hatte mit der Rede von Wolfgang Clement absolut nichts zu tun. Berichtet wurde über eine Mutter, deren Kinder an Leukämie erkrankt waren und dafür klagte sie das KKW Krümmel an. Vor der
Kulisse des Atomforums wurde sie interviewt. Soviel ich beobachten konnte, konnte sie aufgrund des „großen Andrangs“ nach dem Redebeitrag mit Clement nicht sprechen. Das wurde in dem
Fernsehbeitrag aber anders dargestellt.
Schade eigentlich, dass im öffentlich rechtlichen Fernsehen „mal wieder“ die Kernenergie falsch dargestellt wurde.
Übrigens hatte ich zum Thema Leukämie und Krümmel ein Gespräch am Rande der Veranstaltung mit Walter Kowalewski.
K war in der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) wissenschaftlich
tätig und hatte erst kürzlich einen Leserbrief zu dem Thema verfasst. Seine Aussage: Ein Zusammenhang von radioaktiver Strahlung und Leukämie kann wissenschaftlich nicht bewiesen werden, zumal es
nach der Tschernobylkatastrophe nirgendwo eine erhöhte Leukämie gegeben habe.
Bald gehen die Lichter aus
Aus allen Vorträgen war die Aussage zu erkennen, dass der Energiebedarf ohne Kernenergie (und
natürlich auch ohne Kohlenergie) nicht gesichert ist. Windenergie macht heute nur einen Bruchteil der Energieerzeugung aus und Wind steht „ausreichend“ nur in Küstennähe zur Verfügung und bei
Windstille oder orkanartigen Winden läuft nichts. Windenergie kostet viel viel Geld (wir Verbraucher zahlen das bekanntlich alles) und ist nicht als Grundlast geeignet. Der SPD und insbesondere
Umweltminister Sigmar Gabriel wurde vorgeworfen, diesbezüglich die Realität nicht sehen zu wollen. Wenn dann noch prognostiziert wurde, dass 2020 der Energiebedarf noch um 50 % wächst, dann gehen
wirklich bald die Lichter aus.
Übrigens forderte der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, man solle Energiefragen
im Wirtschaftsministerium (BMWi) federführend behandeln – und nicht im Umweltministerium (BMU).
Fazit
In einem Industriestaat und einem Staat, wo im Winter geheizt werden muss, benötigen wir viel
Energie. Diese muss der Industrie zu wirtschaftlichen Bedingungen und dem Normalverbraucher sozialverträglich angeboten werden. Sie muss uns unabhängig von politischen Ereignissen in
„Erzeugerländern“ immer zur Verfügung stehen – und das ist bei Öl, Kohle und Gas derzeit nicht gewährleistet. 70 % der Energie kommt aus unsicheren Ländern. Uran kommt aus
„sicheren“ Staaten – warum will man das nicht akzeptieren? Wenn ich mir in diesem Zusammenhang das sehr sehr jungendliche Alter der vor dem Tagungslokal anwesenden
„Atom-Protestanten“ angesehen habe, dann unterstelle ich einfach mal, dass Vielen in unserer Gesellschaft einschl. bestimmter Parteien der Weitblick fehlt.
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