Klimaschutzmaßnahmen müssen bezahlt werden
- Sitzung des Arbeitskreises Energie (AKE)
in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft -
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft hatte zu ihrer Frühjahrssitzung im April 2009 in das
Physikzentrum nach Bad Honnef eingeladen. Ich nahm als Gast an der Veranstaltung teil und wurde von dem Arbeitskreisleiter Prof. Dr. M. Keilhacker (früher Uni München) herzlich begrüßt.
Es waren wohl 40 Personen, die die interessante Veranstaltung besuchten. Viele noch aktive
Professoren – aber auch viele „Experten“, die sich offensichtlich Angst um die Umwelt machten. Die Tendenz der Veranstaltung war übereinstimmend, dass einiges unternommen werden muss, um
ein weiteres Ansteigen der sog. Treibhausgase (insbesondere CO2) zu verhindern.
Von Prof. Dr. Martin Keilhacker wurde immer wieder auf die von einer Arbeitsgruppe des AKE bis
2004 erstellte und von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft im September 2005 veröffentlichte Studie „Klimaschutz und Energieversorgung in Deutschland 1990 – 2020“ hingewiesen.
Nunmehr arbeitet eine Arbeitsgruppe des AKE an einer sog. Elektrostudie, worin aufgezeigt werden soll, wie eine künftige „umweltfreundliche“ Energieversorgung aussehen kann.
In einem ersten Vortrag von Prof. Dr. Hartmut Spliethoff, Lehrstuhl für Energiesysteme der TU
München, ging es um die Leistungssteigerung von Braun- und Steinkohlenkraftwerken. Die neuen Kraftwerkstypen kommen durchaus auf einen Wirkungsgrad von bis zu 46 %. Sollten aber die neuen
Kraftwerkstypen eine CO2-Abscheidung haben müssen, so würde der Wirkungsgrad auf 35 % absinken. Die verschiedenen Verfahren, wie CO2 aus den Rauchgasen entnommen werden kann, wurden aufgezeigt. Wohin
das viele CO2 allerdings hinkommen soll, das wurde nur unzureichend behandelt. Man war durchaus der Meinung, dass man dies CO2 in Salzlager deponieren könne. Diese Frage wurde, wie einleitend
erwähnt, nur ungenügend behandelt.
Die Vorstellung der geplanten „Elektrostudie“ erfolgte in Abschnitten. Hier hatte ich den
Eindruck, dass vieles gemacht werden soll – auf die wirtschaftlichen Auswirkungen wurde aber wenig Rücksicht genommen. Allerdings machte Wolfgang Breyer aus Erlangen, ehemals Leiter der
Unternehmenskommunikation der Framatom APG GmbH eine klare Aussage pro Kernenergie. Ohne Kernenergie sei keine Reduzierung von CO2-Gasen, wie es im Kyoto-Übereinkommen gefordert wird, möglich. Er
plädierte weiter dafür, dass die deutschen Kernkraftwerke bis auf weiteres am Netz bleiben müssen.
Zu den Vorträgen gab es immer wieder Einwände von Prof. Dr. Helmut Alt (Fachhochschule
Aachen), der darauf hinwies, dass vieles von dem Vortragenden aus wirtschaftlichen Gründen wohl kaum machbar sei, auch die angedachte Stromübertragung aus Afrika sei technisch zwar durchführbar
– es gäbe aber zu hohe Stromverluste.
Betr.CCS: Allein die CO2-Abspaltung aus den Rauchgasen erhöhe den Herstellungspreis von einer
Kilowattstunde um 100 % (7 statt 3 Cent pro Kilowattstunde).
Am 2. Tag der Veranstaltung ging es dann um das Auto der Zukunft, angetrieben durch
Elektrizität oder Wasserstoff. Es ging zunächst um Brennstoffzellen. Hier ist man trotz jahrzehntelanger Forschung noch weit weg von einem akzeptablen Ergebnis. Ob tatsächlich hier der große
Durchbruch kommen wird, möchte ich nach dem Vortrag von Prof. Dr. Werner Tillmetz, Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg, bezweifeln. Bei aller Euphorie muss man hier
bemerken, dass ja auch Wasserstoff hergestellt werden muss – und das ist kostenintensiv.
Batteriebetriebene Kraftfahrzeuge hat es schon vor 100 Jahren gegeben, das von Ferdinand
Porsche um die Jahrhundertwende entwickelte Lohna-Automobil ist noch heute im technischen Museum in Wien zu sehen. Hier befinden sich die Elektromotoren in den Radnaben. Nennenswerte Fortschritte in
der Batterietechnik hat es aber seit 100 Jahren nicht gegeben. Die neuen Lithiumbatterien sind zu teuer und zu schwer.
Der anschließende Vortrag von Dr. Florian Finsterwalder, Leiter des Teams Alternative Antriebe
bei der Daimler AG in Stuttgart, erweckte wurde den Eindruck, dass die Daimler AG nur mit halbem Herzen die Aktivitäten in Sachen Elektromobil verfolgt. Man ist sich hier wohl über die Zukunft des
Automobils nicht so sicher.
Viel Euphorie kam dann allerdings in dem Vortrag von Dipl.-Ing. Bodo Gohla-Neudecker,
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik der TU München auf. Gohla-Neudecker war der Auffassung, dass man im Jahr 2030 durchaus einige Millionen
Kraftfahrzeuge mit Elektroenergie, die CO2-frei ohne Kernenergie erzeugt wird, antreiben könnte. Auch dieser Vortrag war mehr durch Theorie gekennzeichnet als durch Realität. Hierzu eine Anmerkung
von Dr. Helmut Alt an den Vortragenden: „Erfindet eine Batterie, die nicht größer, schwerer und teurer als der 70 l-Benzintank ist, dann sind die Verbrennungs-Pkw ebenso schnell vom Markt
verschwunden wie seinerzeit die Rechenschieber durch die Taschenrechner ersetzt wurden.“
Mein abschließender Eindruck von der Veranstaltung war, dass man sehr viel in Sachen „Zukunft
der Energie“ forscht, dabei aber wirtschaftliche Auswirkungen zu wenig berücksichtigt. Vielleicht sollte die Deutsche Physikalische Gesellschaft auch das Thema Einfluss des Menschen auf das
Klima mehr in die Überlegungen einbeziehen: Trotz Erhöhung des CO2-Gehalts der Luft hat es in den letzten Jahren keine Erhöhung der Temperaturen gegeben. ????? (Wenn Sie das glauben, bitte Zitat
angeben; dies ist keine Aussage der DPG!!!)
Hinweise:
Die DPG-Studie findet man u.a. bei www.uni-saarland.de/fak7/fze/, dort auch die von Spliethoff, Tillmetz und
Gohla-Neudecker gezeigten Folien, bitte diese Zitate einfügen.
DPG und AKE haben sich vielfach mit Mensch-CO2-Klima befasst! Im Okt. 2007 lud der
AKE den engagierten Klimaskeptiker Dipl.-Biol. Ernst Beck zu einer intensiven Diskussion ein, siehe obige URL!
Der Klimafachmann Prof. Christian Schönwiese arbeitet viel im AKE mit, der auf seine Website www.geo.uni-frankfurt.de/iau/klima/Buntes_html.html verweist.
Weitere Informationen: www.dpg-physik.de/gliederung/ak/ake/index.html und
http://blum.home.cern.ch/blum/ake-studie-homepage.html
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